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Montag, 3. August 2015

Mit dem zweiten Kind ist alles entspannter?

"Mit dem zweiten Kind ist alles entspannter!" Wer kennt diesen Satz nicht?! Ich möchte hier von meiner ganz persönlichen Erfahrung mit dem zweiten Kind erzählen...

Meine erste Schwangerschaft, ich war 24, war geplant. Ein absolutes Wunschkind! Die Schwangerschaft verlief leider kompliziert, ich musste mich aufgrund einer Gebärmutterhals-Insuffizienz schon in der 24. Woche einer Operation (Zerklage) unterziehen und war den Rest der Schwangerschaft zum liegen verdonnert. Die Geburt hingegen war ein Traum! Entbunden habe ich, obwohl knapp 3 Wochen vor ET, im Geburtshaus. Nach gerade mal 3 Stunden Wehen und 2 Presswehen war der kleine Mann da - keine Komplikationen, kein Dammriss! Was danach kam, war alles andere als "entspannt". Mika ließ mich keine Nacht länger als 2 Stunden am Stück schlafen. Von schlafen kann eigentlich gar keine Rede sein. Fürs stillen habe ich immer ca. 30 Minuten gebraucht. Wenn ich ihn dann wieder hingelegt habe, fand er nur schwer wieder in den Schlaf. Kaum selber wieder eingeschlafen, wurde ich auch schon wieder zur nächsten Stillmahlzeit geweckt. So ging es fast das erste halbe Jahr lang. Es war furchtbar! Der Schlafmangel hat ganz schon auf die Stimmung geschlagen. Und jedes Mal habe ich mich wieder gefragt: wann schläft dieses Kind endlich "durch"? Die Antwort: Mika fing erst mit zweieinhalb Jahren an auch mal durchzuschlafen. Generell war ich, besonders in den ersten 2 Jahren, oft gestresst und überfordert und ehrlichgesagt auch nicht so richtig glücklich mit meiner Rolle als Mutter. An ein weiteres Kind war gar nicht zu denken! Meine größte Angst war immer, dass beim zweiten Kind alles genauso "schwierig" werden könnte...

Und dann passierte es: 7 Jahre später, ungeplant schwanger mit Kind Nummer 2. Trotzdem war sofort klar für mich, dass ich dieses Kind bekommen möchte. Die Schwangerschaft verlief diesmal hingegen aller Erwartungen richtig gut! So gut, dass ich sicher war, die Geburt müsse diesmal dafür umso schwieriger werden. Im 8. Monat bin ich noch Longboard gefahren und einen Tag vor der Geburt (39. Woche) habe ich noch Fußball gespielt mit dem Großen. Entbunden habe ich auch diesmal wieder im Geburtshaus. Und wieder hatte ich eine Traumgeburt: keine Komplikationen, kein Dammriss. Diesmal ging alles sogar noch schneller... nach nur 1 Stunde im Geburtshaus, hielt ich den kleinen George schon im Arm. 2 Stunden später sind wir wieder nach Hause gefahren. Mein Freund hat sich eine Woche freigenommen, um mir in der Anfangszeit zu helfen. Zugegeben, die ersten 4 Wochen nach der Geburt waren schlimm, obwohl ich körperlich schon sehr schnell wieder fit war und George von Anfang an ein guter Schläfer war. 3 bis 4 Stunden Ruhe am Stück in der Nacht! Heute schafft er (3 Monate alt) sogar 5 bis 8 Stunden. Dennoch hatte ich ordentlich mit dem nachgeburtlichen Hormonchaos zu kämpfen. Täglich überkam mich ein Heulkrampf und ich habe mich einfach nur wie ein Häufchen Elend gefühlt. Alles war mir zuviel. Hinzu kam noch, dass Mika in der ersten Zeit natürlich noch mehr Aufmerksamkeit forderte als ohnehin schon. Doch nach 4 Wochen waren wir alle ein eingespieltes Team. Ich fühlte mich zunehmends wohler in meiner Haut und fing an das Mutter-Sein so richtig zu genießen. Seit einem Monat bin ich sogar unter der Woche komplett allein mit den Kindern, da mein Freund aus beruflichen Gründen nur noch an den Wochenenden nach Hause kommt. Und ich habe kein Auto. Ich müsste eigentlich im Dauer-Stress sein bei den vielen Kilometern die ich hier täglich zu Fuß zurücklege, vom Supermarkt zur Schule zum Verein zum Arzt, teilweise hetze. Aber das bin ich meistens zum Glück nicht! Mit dem Alter wird man ruhiger, sagt man...

Und ja, mit dem zweiten Kind ist man tatsächlich entspannter, auch wenn vieles nicht einfacher ist. Aber man weiß bescheid, macht sich nichts mehr vor. Man bricht nicht mehr gleich in Schweiß aus, wenn das Baby anfängt zu schreien in der Öffentlichkeit. Man fragt sich nicht mehr wieso das Kind noch nicht durchschläft. Man rechnet von vornherein schon mit dem "schlimmsten" und kann somit nicht enttäuscht werden.

Ich behaupte, das zweite Kind hat mich erst zu einer richtigen Mutter gemacht! Das habe ich auch schon mehrfach von anderen gehört. Heute ist Mika 7 Jahre alt und ich bin wahnsinnig stolz und glücklich darüber ein so tolles Kind zu haben. Das gleiche gilt natürlich auch für George. Und schon jetzt weiß ich, dass ich mindestens noch ein weiteres Kind haben möchte. Auch wenn mit Nummer 3 tatsächlich alles schwieriger werden könnte!

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